Streifzug zur Gelassenheit


Gelassenheit
frei nach spaceman von jasonaut

Aufstehen , schwer Kraft zu finden und doch, nach einer Weile bewegt sich der Körper wieder.
Gestern habe ich bei einem buddhistisch angelegtem Spiel erkannt was mir zur Zeit fehlt.
Gelassenheit.
Gelassenheit stellt das Gegenteil von Streß,Unruhe und Aufgeregtheit dar.
So will ich mich denn von nun an in Gelassenheit üben.
Zunächst einmal kann ich heute ja die Examensarbeit gelassen zu Seite legen und endlich mal wieder etwas anderes schreiben.
Da ich mich nun schon für das Thema vom gestrigen Spiel entschlossen habe werde ich mal kurz auf den Pfaden der Gelassenheit durchs Netz wandeln.
"Ich wünsche mir die Gelassenheit,Dinge hinzunehmen,die ich nicht ändern kann;
den Mut,Dinge zu ändern,die ich ändern kann;
und die Weisheit,das eine vom anderen zu unterscheiden."

Dieses Zitat von Reinhold Niebuhr bringt einen auf die Spur des gelassenen Handelns.
Bei Wikipedia fand ich dann direkte Hinweise zum buddhistischen Weg .
Im Buddhismus bedeutet Gelassenheit und Gleichmut (Upekkha): Anhaftungen, auch Gewohntes loszulassen, Impulse wahrzunehmen ohne ihnen (gleich) nachzugeben, sich der Macht der Drei Geistesgifte (Gier, Hass, Verblendung) bewusst zu sein und sich ihr zu entwinden. In den Suttas (Anguttara Nikaya, VIII 5-6) spricht der Buddha von den 8 Weltgesetzen (Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid) an denen man ihrer Vergänglichkeit wegen nicht hängen soll. Das Gegenteil von Gelassenheit wird in den Nivarana, in den Fünf Hindernissen angesprochen (Anguttara-Nikaya, V 51), die den Geist hemmen und den klaren Blick trüben. Es handelt sich um das vierte Hemmnis, Aufgeregtheit und Gewissensunruhe (uddhacca-kukkucca).
Ebenfalls dort findet man den Hinweis auf die Gelassenheit in E.Mörikes Gedicht :

Um Mitternacht

Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand,
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Das uralt alte Schlummerlied,
Sie achtets nicht, sie ist es müd;
Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
Der flüchtgen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
Vom Tage,
Vom Heute gewesenen Tage.

Im Gedicht klingt die Kunst des Ausgleichs an, die mir für eine echte Gelassenheit unerläßlich erscheint.
Auch bei Sokrates wird die besonnene Gelassenheit als menschliche Haupttugend hervorgehoben.
Zum Schluß fand ich noch eine Abhandlung von Dr. Gerson Brea, M.A.:
Der Begriff Gelassenheit in Angelus Silesius :
Cherubinischer Wandersmann
Dieser Fund ist besonders schön da er in Verbindung mit meinem Examensthema steht.
Auf den ersten Seiten zitiert Gerson Haas :
Was man auf einer mystischen Wanderung erlebt, ist nicht durch Begriffe und Logik zu artikulieren. Hier versagt die Sprache, insofern sie als Instrument objektiver Beschreibung zu fungieren hat. Auf der anderen Seite will und muß der Wanderer anderen mitteilen, was er gesehen, gefühlt, erlebt hat. Aus dieser Spannung kommt er nicht heraus. Er muß ja auf das Instrument der Sprache zurückgreifen; sie wird aber modifiziert, adaptiert und gewissermaßen mitteilbar gemacht. Es entsteht nun eine neue Ausdrucksweise, ja eine mystische Sprache.
Interessant wird es dann im folgenden Abschnitt :
Wir werden hier auf ein Tun, das nichts tut, hingewiesen - ein Nichtstun das
sich uns als eine conditio erweist, ohne die jede Beziehung zu Gott ausgeschlossen bleibt. Wer Gott sucht, der findet ihn nicht. Weder durch reflektierende Auseinandersetzung mit den Heiligen Schriften noch durch intensive Betrachtung der Schönheit der Schöpfung ist Gott zu erreichen. Es kommt nicht darauf an, wie genau er sucht und betrachtet, ob eine geeignete Methode verwendet oder der richtigen Weg beschritten wird. „Je mehr du nach Ihm greiffst / je mehr entwird Er dir. "Wer sich auf den Weg zu Gott zu begibt, dann ist das Nichtstun unentbehrlich, das Lassen, die Gelassenheit, und vor allem: Gott um Gottes willen lassen.

Die geheimste Gelassenheit.
Gelassenheit fäht GOtt: GOtt aber selbst zulassen
Ist ein Gelassenheit / die wenig Menschen fassen (II 92)

Auf dieser Spur führt uns Gerson zu einer geistigen Haltung dem Unbekannten gegenüber.Im nächsten Schritt eröffnet er eine Theorie der Gelassenheit
Er kristallisiert drei Dimensionen bzw. Bedingungen für Gelassenheit heraus :
Sich weder um Äußeres noch um Reichtum oder Ehre kümmern.
Wie die Rose die in einem absolut gelassenem Verhältnis zu ihrer Schönheit steht...

Der Grundgelassene.
Ein Grundgelassener Mensch ist Ewig frey und Ein:
Kann auch ein Unterscheid an jhm und GOtte seyn?58

Wer die Welt gelassen und sich Gott übergeben hat, der ist „ein grundgelassener Mensch", schreibt Gerson hierzu.
In Beziehung zum Leben stellt er den Tod und nur durch diesen bekommt das Leben seinen Sinn, so jedenfalls kommt es dem Wanderer vor.Nur durch den Tod erschließt sich dem Wanderer das Unfaßbare.
Die Unvollkommne gelassenheit
Wer in der Hölle nicht kann ohne Hölle leben,
Der hat sich noch nicht gantz dem Höchsten übergeben. (I 39)

Wieder geht es um eine gelassene Haltung die es dem Wanderer erst ermöglicht in der Welt zu sein.
Den Begriff Gelassenheit auszuleuchten,meinem Defizit und den möglichen neuen Wegen auf die Spur zu kommen ist noch nicht wirklich gelungen.
Die Gelassenheit wird als Wort zwar vielfach verwendet doch nicht ausgedeutet.
Auch Gerson Brea gelangt am Ende seiner Textanalyse zu der ernüchternden Feststellung daß eine allgemeingültige Definition nicht heraus zu filtern ist.Er beendet das Thema mit einer Frage:
Eine einheitliche Definition oder konkrete Vorstellung suchen wir vergebens. Und auf die Frage 'Was ist überhaupt Gelassenheit?' haben wir auch keine Antwort bekommen. Aber: Müssen wir es nicht gerade dabei belassen? Stoßen wir nicht auf ein Geheimnis, das als solches nicht zu lösen ist? Würde die Gelassenheit noch existieren, nachdem sie genau definiert worden wäre? Und wenn sie - begleitet vom Begriff des Todes - in absolute Vergessenheit gerät, sind wir überhaupt noch imstande, unsere wahrscheinlich schwierigste Aufgabe zu bewältigen, nämlich unser Leben zu leben?

neo-bazi - 29. Mär, 20:33

Es sind die schwächsten Bäume nicht, an denen sich die Säue reiben.
(Henry Miller)

oder

Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewußtseins.
(marie von Ebner-Eschenbach)

Reh Volution - 29. Mär, 22:12

Saumäßig komisch ist der von Miller !Habe herzhaft gelacht was ja bekannter Maßen eine gute Übung für eine gelassene Haltung ist ;)
neo-bazi - 29. Mär, 23:26

Kennst du "Das Lächeln am Fuße der Leiter" ? Ein ganz anderer Miller, den ich vorher so nicht kannte. Wenn du möchtest, brenne ich dir das (deutsche) Hörbuch.
Reh Volution - 30. Mär, 00:04

Vielen Dank habe das Buch mit den Miroillustrationen schon diverse Male verschenkt :))
Das Hörbuch kenn ich allerdings nicht.

neo-bazi - 30. Mär, 11:43

Es waren 2 CDs, das Original liest Miller selbst. Die habe ich allerdings bereits verschenkt, mein Amerikanisch ist zu schlecht.

Ganz stark finde ich auch seinen Epilog.

Hätte ich eigentlich wissen sollen, entschuldige die dämliche Frage,
Reh Volution - 30. Mär, 20:23

Na nie und nimmer nicht dämlich Herr Neo !!
Morgen habe ich Geburtstag und wenn das Angebot trotz neuer Gesetzeslage noch steht würde ich glatt darauf zurück kommen.

Reh Volution - 30. Mär, 20:35

Sehr schön zum Thema Gelassenheit finde ich auch folgendes Zitat von einem Dir bekanntem Weblog :
»Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese.« — F. Nietzsche

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Mal im Trüben gefischt: http://upload.w ikimedia.org/wikipedia/com mons/0/02/Coco_island_cous teau.jpg
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Mal im Trüben gefischt: http://upload.w ikimedia.org/wikipedia/com mons/0/02/Coco_island_cous teau.jpg
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Pjotr (Gast) - 2. Mär, 22:59
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