EinSAMkeit


EinSAMkeit

Vorsichtig springe ich von einem Blatt aufs nächste.
Der freie Flug stets ausgefüllt mit traumhaften Sequenzen.
Mit weit geöffnetem Mund atme ich den Raum ein.
Zunächst nur einen Teil doch schon bald größere Felder und Kammern.
Einem Uhrwerk gleich winkele ich die Füße zur Landung an.
Punktgenaue Landung, zentriert abgefedert, um sogleich elegant die Muskeln zum nächsten Satz zu straffen.
Während mein Blick durch den Raum gleitet verfängt er sich an verführerischen Erscheinungen.
Ich fokussiere mich auf die wunderbaren Formen, die sanften Stimmen und nähere mich.
Die Genauigkeit kommt mir abhanden die Ziele verschwimmen.
Meine Hand versucht die Schönheit zu fangen, meine Ohren die Klänge zu definieren, meine Nase die Nuancen zu differenzieren.
Die Reize entziehen sich jeder Form. Je dringlicher der Wunsch des Erfassens desto flüchtiger wird sie und sie und sie -
Verspannt und überfordert wende ich mich ab.
Ich rufe mir Worte in die Erinnerung um das Wesentliche zu verdichten.
Ach ja EinSAMkeit.
Auf diesem Worte kann die Kunst keimen und zarte Formen sich entwickeln.

©
lylo - 3. Apr, 20:06

ja, eigentlich

ist es traurig, dass die kreativität der not, des schmerzes, der einsamkeit viel gehaltvoller gewertet wird als die kreativität des glücks, die doch sehr leicht immer den nebengeschmack des kitschs, der minder besetzten romantik und dgl. bekommt.

ein wunderschöner text. wie bei vielen deiner texte kann ich den worten gar nicht folgen, weil sich die gefühle beim lesen einfach überschlagen.

gruß in den abend
von der lylo

DonnaVivace (Gast) - 3. Apr, 20:28

Wie wahr

.., ich habe sehr lange auf euch gewartet. Auf euch zauberwesen, die noch in kurze Worte fassen können, was die bunte Welt der Gefühle so brisant und wunderbar zugleich macht. Einen lieben gruß hinterlässt Donna
Reh Volution - 4. Apr, 00:04

Einsamkeit ist zu negativ besetzt - generell
Glück und Einsamkeit sind gleichsam möglich auch in Partnerschaften
diejenigen Dinge die der Trauer oder dem Glück entspringen werden wohl wie du es andeutest kategorisiert und oft zu unrecht abgewertet
ich mag Romantik - sie verwandelt sich stets und derzeit soll sie versteckt kaum wahrnehmbar erscheinen - schwer

liebe Grüße zurück
404 - 4. Apr, 00:35

Wie wäre es denn...

...mit ALLEIN SEIN statt einsam sein!
lylo - 4. Apr, 21:20

da möchte ich

(wieder einmal) meinem lieblings-vorredner zustimmen.
ich unterscheide auch sehr zwischen einsamkeit und allein sein.
einsamkeit ist für mich schon auch etwas negativ besetztes. der mensch ist nicht geschaffen für die einsamkeit. er ist ja nur ein teil des ganzen.
aber allein sein können, das finde ich ist eine gnade. wer allein nicht glücklich sein kann, der wird es zu zweit auch nicht sein.
allein sein hat mit einsamkeit überhaupt nichts zu tun.
wenn ich allein bin, kann ich verbindung herstellen zur ganzen welt, zur gesamten schöpfung.
wer einsam ist, der kann das nicht. der kann nichts zu sich hereinholen.

einsamkeit in partnerschaften. ich denke, das gibt es wohl viel zu viele...

auch heute einen abendgruß
von der lylo
AndreasW - 3. Apr, 22:13

Ein Samen zwischen zwei Eiern - wie ungewöhnlich

Reh Volution - 4. Apr, 09:23

Auch in diesem Artikel von Wikipedia wird die Ambivalenz des Wortes deutlich :
EINSAMKEIT
Während die Sozialwissenschaften in der Einsamkeit schlicht eine Normabweichung und einen Mangel erblicken, billigen die Geisteswissenschaften der Einsamkeit auch positive Aspekte zu, im Sinne einer geistigen Erholungsstrategie, die notwendig sein kann, um die Gedanken zu ordnen oder Kreativität zu entwickeln.
neo-bazi - 5. Apr, 03:10

Ich möchte Lylo zustimmen: Allein ist nicht einsam.

Jedoch auch:

Allein
In schlechter Gesellschaft. (Ambrose Bierce)

und

Die Einsamkeit wäre ein idealer Zustand, wenn man sich die Menschen aussuchen könnte, die man meidet. (Karl Kraus)

Einstein sieht es relativ:
Ich lebe in jener Einsamkeit, die peinvoll ist in der Jugend, doch köstlich in den Jahren der Reife.

und Hesse grundsätzlich:
Einsamkeit ist der Weg, auf dem das Schicksal den Menschen zu sich selber führen will.

Ich finde, alle haben irgendwie recht. (Opa)

Reh Volution - 5. Apr, 12:43

Die Einsamkeit ist sicherlich kein Zustand der angestrebt werden sollte.Dennoch denke ich, daß sich durch die Einsamkeit der innere Dialog , die Auseinandersetzung mit der Welt die einen umgibt,intensiviert.Ich denke dabei auch an die Zurückgezogenheit eines Klosters oder die bewußt gewählte Einsamkeit des Eremiten.
Ich habe stets das Bad in der Menge genossen und dafür gesorgt, daß ich viele Freunde um mich herum habe.
Seit geraumer Zeit aber, erlebe ich eine Form des Alleinseins, die nicht bedrückt oder deprimiert sondern tatsächlich meine Wahrnehmung geschärft hat und mich darüber hinaus in die Welt der Phantasie und des Fantastischen geführt hat.
Ich glaube nicht das die Einsamkeit eine Vorraussetzung darstellt, aber in ihr werden die Schätze des Unerklärbaren,des Unfaßbaren sichtbar.Die Spannung in der Einsamkeit schafft eine Disposition auf der das Individuum ahnungsvoll verdichtet was uns alltäglich geworden ist.
Dennoch ist das menschliche Miteinander das höchste Gut und sogleich die höchste Kunst

neo-bazi (Gast) - 5. Apr, 15:41

Ich unterschreibe jedes Wort.
lylo - 5. Apr, 17:32

und ich

möchte doch sagen, dass dies eben für mich der unterschied einsamkeit - alleinsein ist.
das ist dann keine einsamkeit. der einsame ist abgeschnitten, meiner meinung nach. und, schneidet sich natürlich selber ab.
das liegt aber sicher nun nur an einem gewissen hang zur wortklauberei bei mir. wir meinen sicher alle das gleiche.
aber die abgeschiedenheit eines klosters, der meditative weg in sich, zu sich selbst, ist in meinen augen KEINE einsamkeit...
das zeigt eben auch das beispiel, dass man unter vielen menschen sehr leicht einsam sein kann. wenn man sich abgetrennt fühlt. und das ist in großen ansammlungen sehr leicht möglich.

ich glaube schon, dass einsamkeit der ausdruck der inneren loslösung ist, und der damit verbundenen sinnlosigkeit.
es kann wohl eine treibende kraft daraus entstehen, diese muss aber in die gemeinschaft treiben.
wenn sie "nur" kreativ bleibt, um die einsamkeit zu fördern oder zu übertünchen, dann ist es in meinen augen schwer neurotisch und diese kreativität ein vorgang der kompensation und in schwereren fällen ein abdriften in die schizophrenie.
so ist MEIN gedankenweg...
selbstverständlich kann aber für andere daraus gigantisches entstehen. meisterwerke, die aber dann eigentlich nur den "nicht-einsamen" zugänglich sind. wieviele große geister spazierten am rande des wahns - und tun es immer wieder auch heute. aber die schöpfer blieben dabei auf der strecke. und der grat ist SEHR schmal.

vielleicht gibt es anderes wort, verwenden andere menschen einen anderen begriff dafür, aber für mich ist einsamkeit mit diesen strukturen besetzt.

ps: das internet ist ein sehr gutes beispiel für diesen prozess. da kann viel einsamkeit trainiert werden, weil es viele user gibt, die mit ihrem bildschirm kommunizieren und nicht mit den menschen, die dahinterstehen. sie sind losgelöst von ihren mitmenschen und verschleiern vor sich selbst ihre einsamkeit damit.
neo-bazi - 7. Apr, 01:58

Sicher ist das ein wenig Wortklauberei, im Grunde sagt ihr beide dasselbe:

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Ausflüge in die Wüste (oder ins Kloster) tun gut, wenn die Absicht besteht, ins Leben zurückzukehren. Viele Lebewesen, z.B. Elefanten oder früher die Japaner, gehen zum Sterben in die Einsamkeit.

Das Klosterleben ist ein Sonderfall, Abgeschiedenheit und Einsamkeit sind zwei Paar Stiefel.
lylo - 7. Apr, 12:46

ja, genau

das meine ich auch.
das klosterleben ist auch kein sonderfall, wenn man es von dem aus ansieht, was es sein soll (und nicht, wie es praktiziert, bzw. dann oft kolportiert wird).
die einsamkeit eines klosters sollte ja nur in der abgeschiedenheit bestehen. es sollte dort sozial kommuniziert werden, wie auch immer. nur, man kann sich dem geistigen bereich besser zuwenden, weil der lebensbereich nicht so großen raum einnimmt, oder die problemstellungen überschaubar sind, dadurch.
das WÄRE der sinn... meiner meinung nach ...
dass der gang ins kloster doch oft auch flucht ist, steht auf einem anderen blatt. und dass diese menschen dann die einsamkeit wählen, wie ich sie meine.

abgeschiedenheit, ruhe, stille, allein sein, all das hat eben mit einsamkeit nichts zu tun.

und mir gefällt dein vergleich sehr gut. wer die einsamkeit wählt, wählt auch den weg ins sterben. ein einsamer mensch LEBT nicht, im sinne von: er ist nicht lebendig. er ist nur da.
Lütte Mimi (Gast) - 5. Apr, 18:54

Worte

.., gelassen und poetisch gesagt und den Nagel auf den Kopf getroffen. Schon Goethe meinte, dass es reiche einen Freund zu wissen, der mit dir empfindet, um nie mehr einsam zu sein.
Euch einen lieben Gruß von Mimi, der vivaceTochter. Auch Donna lässt von der grünen Insel grüßen.

Reh Volution - 27. Mai, 18:17

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